2010-07-18
Predigt über Apg 2,41-17 / Pfarrer Friedhelm Bühner
Wir hören den Predigttext aus der Apostelgeschichte des Lukas,
Kapitel 2, die Verse 41-47:
"42 Sie (die ersten Christen in Jerusalem) blieben aber beständig in
der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen
und im Gebet.
43 Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch
viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.
44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und
hatten alle Dinge gemeinsam.
45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je
nachdem es einer nötig hatte.
46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und
brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten
mit Freude und lauterem Herzen
47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden."
Liebe Gemeinde,
beständig im Bibellesen, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen
und im Gebet.
So beschreibt Lukas das Leben der ersten Christen in Jerusalem.
Petrus hat kaum seine Pfingstpredigt beendet, da findet schon
ein ganz unerwarteter massenhafter Kircheneintritt statt.
Mancher denkt vielleicht, bei dieser grauslichen Botschaft vom Kreuz,
die Petrus da verbreitet, müssten doch die Leute eher massenhaft
davongelaufen sein.
Aber im Gegenteil, dreitausend kommen auf einen Schlag hinzu.
Warum kommen die Leute?
Was ist denn so attraktiv an den Christen?
Es ist diese ganz einfache Grundstruktur in ihrem Gemeindeleben,
das sogar Skeptiker und Atheisten überzeugt:
die Jünger beschäftigen sich eingehend mit der Bibel
sie sind erfüllt von einer brennenden Liebe zu Jesus,
die Feier des Abendmahls ist ihnen heilig
und sie pflegen ein intensives Gebetsleben.
1. Die eingehende Beschäftigung mit der Bibel
Es müssen herzhafte Bibelstunden und mitreißende Predigten
gewesen sein, die da stattgefunden haben.
Die Pfingstpredigt von Petrus ist ein sprechendes Beispiel dafür.
Dreitausend Leute bekehren sich an einem Tag und fangen ein
neues Leben mit Jesus an.
Das Wirken des Heiligen Geistes ist da ganz offensichtlich.
Und natürlich würde ich mir wünschen, dass der Heilige Geist
heute genau so auch durch uns Pfarrer wirkt.
Ich will mich nicht mit Petrus oder Paulus vergleichen,
das wäre anmaßend, und ich finde, es müssten auch nicht jeden
Sonntag gleich dreitausend sein.
Aber wenn wenigstens jeden Sonntag eine oder einer bei Jesus
Feuer finge, das wäre ja auch schon was.
Aber ich will überhaupt nicht kleinreden, was bei uns passiert.
Herzhafte Hauskreisabende, lebendige Predigten, fröhliche
Kindergottesdienste und Jungscharstunden – so vieles, wo ich erlebe,
wie der Geist Gottes wirkt, das Wort auf fruchtbaren Boden fällt
und Früchte trägt.
Ja, Gottes Geist bewegt Gemeinde auch heute, sonst gäbe's Kirche
schon längst nicht mehr.
Ich finde sogar, wir leben heute in einer Zeit, in der es viele offene
Türen für das Evangelium gibt.
So viele Menschen spüren, dass wir an Grenzen kommen.
Klimawandel, gesellschaftliche Veränderungen, Wirtschaftskrisen,
die Zunahme von Gewalt, die Entdeckung, wie zerbrechlich das
Leben ist trotz allem medizinischen Fortschritt.
Zukunftsrisiken und Zukunftsängste wachsen.
Menschen suchen nach Halt, brauchen Orientierung.
Jemand muss ihnen sagen, was gelten soll.
Ich finde, da haben wir Christen ganz schön was drauf.
Wir brauchen uns nicht zu verstecken.
Wir können von der Gewissheit reden, die Jesus schenkt,
wir können aus der Geborgenheit leben, die wir in Gott finden
und dürfen uns vom Heiligen Geist beflügeln lassen.
Es funktioniert tatsächlich, wenn - die zur Gemeinde gehören -
tatsächlich eins sind,
wenn wir dem Geist Gottes Raum geben und festhalten am
Wort Gottes.
Und darum möchte ich jedem von uns Mut machen,
mit seinem Glauben rauszurücken.
Fröhlich, tapfer und selbstverständlich Glauben leben und vom
Glauben reden.
Jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei, den Namen Jesus in der
Welt bekannt zu machen.
Die Jugendverbände (CVJM, EC, Jugendwerk) machen es mit Erlebnis-
pädagogik und Gottesdiensten auf ihren Lagern
und auch auf unseren bescheidenen Freizeiten mit Kindern und
Jugendlichen gibt es Bibelarbeit und Verkündigung.
In der Kirchengemeinde probieren wir es mit einladenden Kinder-
gottesdiensten, mit Musik, mit Besuchsdienst, mit konkreten Hilfen
für Menschen in Not, in Hauskreisen und vielem anderen mehr.
Und viele machen mit.
Sie sind sich nicht zu schade dafür.
Denn Gottes Wort weiterzusagen ist nie nur Sache der Apostel
gewesen, und ist auch heute nie nur Sache der Pfarrer und
Hauptamtlichen.
Der Heilige Geist stattet jeden Christen mit ganz praktischen Gaben
aus, die jeder im Dienst für Jesus zum Aufbau der Gemeinde
einsetzen kann.
Zentrale Aufgabe der Kirche bis heute: Gottes Wort bekannt machen.
Und jetzt das zweite Kennzeichen von Kirche:
„Seht, sie haben einander so lieb ...“
Diese Redewendung wird zu einem geflügelten Wort und ist eines der Markenzeichen christlicher Gemeinde bis heute geblieben.
Wer die brennende Liebe von Jesus,
wer den heißen Atem seiner nachlaufenden Liebe selbst einmal
verspürt und kennengelernt hat, der wird nie mehr davon lassen wollen.
Und der kann gar nicht anders.
Der muss sie auch anderen zukommen lassen.
Es gibt Gemeinden, die haben einen Liebe-Lern-Prozess in Gang gesetzt. Systematisch, so haben sie sich gesagt, müssen wir das laufend
trainieren. Liebe hat man nicht ein für allemal gelernt.
Liebe kann man leider nicht in einem großen Tank speichern wir Öl
oder Gas.
Liebe muss immer wieder frisch angerührt werden.
Ich finde, dieser Liebe-Lern-Prozess ist auch bei uns in Gang.
Er wird nie fertig sein, aber er ist in Gang.
Gottes Geist stiftet Einzelne und ganze Gruppen immer wieder neu an,
wo es nötig ist, zu helfen, zusammenzustehen, füreinander zu beten,
einander zu besuchen, aufzurichten, zu trösten oder einfach auch nur
still zuzuhören.
Jemand schreibt eine liebevolle Karte,
ein anderer übernimmt Fahrdienste,
ein Dritter bietet Kinderbetreuung an.
Was auch immer, nicht aus schwatzhafter Neugier,
sondern um Jesu Liebe sichtbar zu machen.
So wächst Gemeinde - nach innen und nach außen.
Die Bibel auf dem Tisch, brennende Liebe im Herzen
und jetzt Leidenschaft für das gemeinsame Gebet.
Jesus sagt: „Wo zwei oder drei eins werden, worum sie bitten wollen,
das will ich ihnen geben. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in
meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
Wo gebetet wird, ist Jesus immer persönlich anwesend.
Sonst auch, aber da ganz besonders.
Es macht wohl doch einen Unterschied, ob ich im stillen Kämmerlein
für mich alleine bete, oder ob ich meine Anliegen im Kreis mit
anderen teile. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr junge und alte
Menschen Mut bekommen, auch laut, vor anderen, zu beten,
zum Beispiel im Konfirmanden-Unterricht oder nach einer
Kirchengemeinderats-Sitzung.
Viele beten auch für sich regelmäßig, manche auch vor dem Essen,
viele vor Klassenarbeiten. Jesus hört das. Jeden einzelnen.
Aber die ganz große Verheißung hat Jesus dem gemeinsamen
Gebet gegeben.
Die Fähigkeit dazu unterscheidet nicht Christen erster und zweiter
Klasse. Ums Himmels willen.
Aber in der Gebetsrunde höre ich Anliegen, die mir vielleicht allein
nie im Traum eingefallen wären.
Und ich sage dann im Stillen: „Ja, Herr, genau, das ist wichtig!“
Und mache es damit auch zu meinem Anliegen.
Wir haben mal im Hauskreis über dieses Thema geredet und da hat
jemand gemeint: „Weißt du, es ist etwas ganz Besonderes, wenn in
dieser Runde dein Name fällt, und jemand anders in deinem Beisein
für dich und deine Anliegen betet.
Ich habe das als ganz große Hilfe und Stärkung erlebt.
Diese Erfahrung hat mir gut getan.“
Die Bibel auf dem Tisch, brennende Liebe im Herzen jetzt
Leidenschaft für das gemeinsame Gebet, und jetzt zum Schluss: tiefe,
innige Freude beim Mahl des Herrn.
Ganz ehrlich: Ich nehme mit großer innerer Freude am Abendmahl teil
und gehe hinterher mit noch größerer Freude nach Hause,
weil ich bei dieser wichtigsten Feier unserer Kirche spüre: Hier ist
Jesus ganz besonders dicht bei mir.
Für die ersten Christen ist das Abendmahl unverzichtbarer Teil ihrer
Gemeinschaft. Sie wollen so oft wie möglich schmecken und sehen,
wie freundlich der Herr ist.
Deshalb versammeln sie sich „Tag für Tag einmütig im Tempel, und
in ihren Häusern hielten sie das Mahl des Herrn und aßen gemeinsam,
mit jubelnder Freude und reinem Herzen,“ wie Lukas erzählt.
Empfinden wir das auch noch so?
Ich beobachte, dass manche einen Bogen ums Abendmahl machen,
warum auch immer.
Da möchte ich einladen: Gemeinschaft zu leben, miteinander das Leben
zu teilen, intensiv Jesus zu begegnen, frei und froh zu werden.
Und sich gestärkt auf den Weg zu machen, Jesus entgegen.
Wir tun unserem Körper doch auch täglich was Gutes indem wir essen
und trinken.
Tun Sie Ihrem Glauben was Gutes und füttern sie ihn regelmäßig
mit jubelnder Freude. Ich bin sicher, das tut Ihnen gut.
Die Bibel auf dem Tisch, brennende Liebe im Herzen,
Leidenschaft für das gemeinsame Gebet und jubelnde Freude beim
Mahl des Herrn.
Vier Kennzeichen, die den Glauben der ersten Christen beflügelt haben.
Sie tun's auch heute noch.
Ganz bestimmt, wenn wir Jesus darum bitten.
Amen.
(Diese Predigt übernimmt Vorarbeiten von Markus Schanz, Dornstetten)
Dieser Artikel wurde von Pfarrer Bühner erstellt.
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